Forschungswerkstatt Film und digitale Medien

In Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt > VideoCulture entwickelte ich Ende der 1990er Jahre das Seminarkonzept Audiovisuelle Jugendkulturen im Sinne von forschendem Lernen. Das Seminar intendierte die Auseinandersetzung mit den Lebens- und Medienwelten von Jugendlichen auf der Basis von Videofilmen, die Jugendliche im Kontext von Praxis- und Forschungsprojekten erstellt hatten. Hierfür konnten die Studierenden aus einem Bestand von Videofilm-Eigenproduktionen auswählen, die in einem Archiv audiovisuelle Jugendkulturen im Medienzentrum der Hochschule zur Verfügung standen. Die Filmanalyse erfolgte auf der Grundlage des lebensweltlich-hermeneutischen Ansatzes (> visuelle Forschungsmethoden).

Da die Resonanz bei den Studierenden sehr groß war und ich nicht immer auf dieselben Video-Eigenproduktionen zurückgreifen wollte, entstand die Idee, in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendfilmzentrum Deutschland (KJF) einen Teil der dort jährlich im Rahmen des Deutschen Jugendvideo-Preises eingehenden Videofilme zu analysieren. Der Deutsche Jugendvideopreis (inzwischen Deutscher Jugendfilmpreis) ist einer der größten bundesweiten Foren für junge Filmemacherinnen und Filmemacher. Die Sampler von den KJF-Wettbewerben waren seit 2002 für die Studierenden in dem Archiv audiovisuelle Jugendkulturen an der Hochschule als Präsenzbestand zugänglich. Obgleich es nicht möglich ist, genauere Einblicke in den Entstehungskontext der eingereichten Produktionen aus dem Wettbewerb des KJF zu erhalten (mit Ausnahme rekonstruierender Gespräche mit den Produzent*innen und pädagogischen Betreuer*innen) und der Wettbewerbs-Kontext eine Einflussgröße ist, die sich auf Teilnehmer-Zusammensetzung, Themen und Macharten der Produktionen auswirkt, bieten die Videofilme dennoch Einblicke in jugendkulturelle Orientierungen, Szenen und Milieus.

Cover Sammelband "Jugend:Film:Kultur (Barg, Niesyto & Schmolling 2006)

Informationen zum Entstehungshintergrund, den Intentionen und der Arbeitsweise des Seminars bietet der Beitrag Filmverstehen als Bestandteil des Pädagogik-Studiums (Niesyto 2006), der im Buch Jugend:Film:Kultur erschien (Link). Der Beitrag enthält im Anhang auch Arbeitsmaterialien (Sequenz-Protokoll; Kriterien für eine deskriptive Filmanalyse/Formanalyse).

Nach einigen Jahren modifizierte ich in Zusammenhang mit dem neuen BA-Studiengang Kultur und Medienbildung das Konzept etwas und setzte das Seminar unter dem Titel Forschungswerkstatt Film und digitale Medien fort. Das Seminar integrierte kontinuierlich einen Gastvortrag von Stefan Stiletto, der authentische Einblicke in den KJF-Wettbewerb, ausgewählte Videofilme und die Beurteilungskriterien der Jury gab. Auch digitale Veränderungen bei filmischen Produktions- und Präsentionsformen wurden im Seminar verstärkt thematisiert. Seit meiner Pensionierung (2017) bietet Dr. Jan-René Schluchter die Forschungswerkstatt im Rahmen seines Lehrangebots an.

Beispiel für eine Seminarankündigung im Lehrverzeichnis der PH Ludwigsburg:

Die Forschungswerkstatt bietet Studierenden eine Möglichkeit, vorhandene Kenntnisse in den Bereichen Filmanalyse, Filmbildung und Jugendkultur forschungsbezogen anzuwenden und zu vertiefen. Das Ziel ist, Video-Eigenproduktionen zu interpretieren und hierüber Einblicke in aktuelle Jugendkulturen und ihre filmischen Ausdrucksformen zu erhalten. In das Seminar ist ein Gastbeitrag von Stefan Stiletto (zum Deutschen Jugendvideopreis/KJF) integriert. Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme; Analyse einer selbst ausgewählten Video-Eigenproduktion in einer Kleingruppe.


Filmanalysen von Studierenden

In dem Seminar Forschungswerkstatt Film und digitale Medien entstanden kontinuierlich Filmanalysen von Studierenden. Einzelne Arbeiten wurden im Onlinemagazin Ludwigsburger Beiträge zur Medienpädagogik veröffentlicht:


Publikationen

Niesyto, Horst (2006): Filmverstehen als Bestandteil des Pädagogik-Studiums. In: Barg, Werner/ Niesyto, Horst/ Schmolling, Jan (Hrsg.): Jugend:Film:Kultur. Grundlagen und Praxishilfen für die Filmbildung. München: kopaed-Verlag, S. 117-155. Darin das „Konzept 5: Audiovisuelle Jugendkulturen: Themen, Ausdrucksformen, Lebensgefühle“ (S. 141-155).

Niesyto, Horst/ Schluchter, Jan-René (2007): Reflexion von Jugendkulturen in Jugendvideoproduktionen. In: Schmolling, Jan (Hrsg.): Zoom: Junge Medienwelten. Die besten Bilder und Filme der Wettbewerbe Deutscher Jugendfotopreis und Deutscher Jugendvideopreis, München: kopaed-Verlag, S. 111-115.

Weitere Literatur siehe unter > Filmbildung und > visuelle Forschungsmethoden.

Im Zeitraum von 2007-2010 fand die Abschlussveranstaltung des Deutschen Jugendvideopreises (Bundesfestival Video) in Ludwigsburg statt (Festivalprogramme siehe > Filmbildung).